Taizé - ein Ort, eine Gemeinschaft, ein Gefühl!
Gemeinsam mit der KJ Kärnten starteten wir in der ersten Ferienwoche eine 17-stündige Busreise. Ziel: Taizé. Ein kleiner Ort in Frankreich, wo eine ökumenische Brüderschaft lebt und jährlich tausende Jugendliche aus aller Welt auf Besuch kommen, um ihren Glauben „anders“ zu erleben.
Angefangen hat unsere Reise aber schon am Samstag in Kärnten. Denn wir wurden herzlich am Pfarrhof, in St.Georgen am Längsee, von unserer Martha aufgenommen. Wir verbrachten dort einen schönen Tag und hielten sogar unsere Füße in den See. Gemeinsam mit einer Gruppe von jungen Menschen die schon öfter in Taize waren, saßen wir am Abend an einem Lagerfeuer. Dort stießen auch zwei weitere Taize Neulinge aus Kärnten dazu. Währenddessen wir ,,Steckerlbrot und Würstel“ am Feuer genussfertig gemacht haben, kamen viele schöne Gespräche über Taize auf. Damit wir viele Stunden im Bus schlafen konnten, bekamen wir den Tipp, die Nacht vor der langen Busfahrt „durchzumachen“. Wir bekamen nicht nur viele hilfreiche Tipps und Tricks die den Alltag in Taizé erleichterten, sondern wurden uns dort schon immer mehr bewusst, dass dies ein sehr besonderer Ort sein muss.
Um 4 Uhr in der Früh ging es dann endlich los. Von Klagenfurt aus machten wir uns auf den Weg nach Taize. Im Bus spielten wir viele Spiele und lernten unsere Gruppe noch besser kennen. Um uns auf diesen besonderen Ort einzustimmen, wurden von den eingefleischten Taizé-Fans auch gleich die ersten Taizé-Lieder angestimmt. Ehrlich gesagt waren wir zu diesem Zeitpunkt noch etwas überfordert mit diesen Liedern Auch waren wir uns noch nicht ganz sicher, ob diese Reise anzutreten eine gute Entscheidung war. Doch die Erfahrung lehrte uns eines Besseren.
Als wir nach der 17-stündigen Fahrt endlich angekommen waren, wurden wir sofort herzlich empfangen und waren schon wenigen Minuten Teil dieser Gemeinschaft. Wir verzehrten gleich unser erstes Abendessen, bekamen eine kurze Einführung in den Taizé-Alltag und besuchten zum ersten Mal das Abendgebet.
In Taizé wird ein christliches Leben in Einfachheit gelebt. Gebetet wird dreimal am Tag, tausende Menschen versammeln sich dazu in der Kirche. Dabei werden, sitzend am Boden, vierstimmig die bekannten „Taizé-Lieder“ gesungen. Überwältigend ist, dass hier wirkliche jeder einzelne mitsingt und seinen Glauben lebt. Da in Taizé Menschen von allen Ländern der Erde kommen, findet das Gebet in verschiedenen Sprachen statt.
In dieser Kirche hat man ein ganz besonderes Gefühl von Gemeinschaft. Darum waren wir sehr oft außerhalb der gemeinsamen Gebete in der Kirche um zu singen oder haben dort einfach Zeit verbracht – und das freiwillig. Am schönsten war es spät in der Nacht. Oft sangen wir noch um 2 Uhr in der Früh mit anderen Menschen gemeinsam in der Kirche sitzend am Boden.
Ruhe ist in Taize auch ein sehr wichtiger Faktor. Es gibt nicht nur im Gebet die 7 Minuten Stille, sondern es gibt auch Orte an denen man zu Ruhe kommen kann, wie z.B den Garten der Stille. Am Anfang war es etwas schwer mit der Stille umzugehen, doch mit der Zeit konnte man sich richtig darauf einlassen, man dachte über vieles nach und konnte die Gedanken einfach Treiben lassen. Viele von uns konnten so mit sich das eine oder andere klären oder einfach mal abschalten und an nichts denken.
Einfachheit ist dort auch ein sehr wichtiges Thema! Das Essen ist sehr simpel aber dafür sehr gut und ausreichend. Zum Frühstück gibt es ein Baguette mit ein Stück Butter und ein Stück der besten Schokolade die man je gegessen hat. Hinzuzufügen ist hierbei aber auch das man hier kein Messer dazubekommt. Nur mit einem Löffel bestückt aßen wir unser Mittag - und Abendessen.
Durch den Alltag in Taize verlor man das Zeitgefühl und lebte dadurch einfach im Moment. Außer die drei Gebete, die Arbeit und die Bibeleinführungen hatte man keine Verpflichtungen.
Die Bibeleinführungen waren auch ein sehr spannend Fixtermin im Tagesablauf. In der Gruppe ab 18 wurde man in Kleingruppen aufgeteilt und es wurde Wort wörtlich über Gott und die Welt diskutiert. Auch wenn man jemanden in der Gruppe hatte der keiner Religion angehörte oder nicht an Gott glaubt – es wurde jeder akzeptiert. Gemeinsam mit einem Bruder wurde jeden Tag ein anderer Bibeltext besprochen. Interessant war, dass selbst der Bruder immer wieder betonte, dass es nie entweder eine richtige oder eine Falsche Antwort gäbe.
In der Gruppe der unter 18-Jährigen wurden die Themen ähnlich besprochen nur mit dem Unterschied, dass sie am Ende der Woche ein Lied, Gedicht oder ein Theaterstück über ein Thema vorstellen mussten.
Wir haben so festgestellt das man alleine nie so viel verstehen kann wie man es zusammen tut. Den jeder hat über gewisse Dinge andere Gedanken oder Ansichten und das sollte man akzeptieren und es hilft über den Tellerrand zu schauen und die eigene Sichtweise eventuell zu ändern.
Jeder der in Taize lebt hat auch eine Aufgabe die er am Tag machen muss. Wie zum Beispiel Klo putzen, Geschirr abwaschen, auf Kinder aufpassen usw… Dabei wird, natürlich wie bei allem in Taize, getratscht, gesungen und getanzt. Ein paar von unserer Gruppe entschieden sich, die Kirche staubzusaugen und hatten dabei eine richtige ,, Gaude“.
Egal wo man ist, man lernt überall neue Leute kennen. So ist es auch nicht überraschend, wenn man am Klo mit seinem „Kabinen-Nachbarn“ ins Gespräch kommt. Wenn beim Oyak, dem „Party-Platz“, eine niederländische Gruppe „Viva Colonia“ anstimmt, man voller Überzeugung auf Deutsch mitsingt und man überrascht feststellt, dass dieses Lied auch in anderen Ländern gesungen wird, dann ist man in Taizé. Wir haben uns dort oft mit vielen Menschen aus anderen Ländern getroffen um im Kreis zu sitzen und Lieder zu singen. Ein Lied das an keinem Abend fehlen durfte war zum Beispiel ,,Country Roads“. Wenn in Taizé nicht gerade gesungen wird, dann wird getanzt. So lernten wir mit vollem Elan und Leichtigkeit einen spanischen Nationaltanz und viele andere neue Tänze.
An diesem Ort muss sich keiner verstellen. Ganz egal welche Religion, welches Aussehen, welches Denken - jeder wird herzlich aufgenommen und akzeptiert. Es ist eine wunderschöne Erfahrung dort zu sein. Innerhalb weniger Minuten kommst du mit Menschen ins Gespräch und schließt Freundschaften mit Niederländern, Deutschen, Franzosen, Polen…
Man lernt viel über andere Kulturen und Länder kennen. Merkt aber auch besonders wie wichtig es ist mit einander ins Gespräch zu kommen und sich zu zuhören.
Zu Beginn dieser Reise wurde uns immer wieder gesagt: „Taizé kann man nicht beschreiben.“ Jetzt wissen wir, was sie damit meinten, denn Taizé muss man selbst erleben. Etwas, was wir auf alle Fälle beobachtet haben ist: In Taizé singt man immer und überall. Und wenn man ein Lied anstimmt, stimmt mindestens einer mit ein.
Victoria Wimmer und Christina Taucher